Therapiehündin Lenny im Einsatz gegen Depression und Angststörung

Therapiehündin Lenny im Einsatz gegen Depression und Angststörung

Die meisten Menschen mögen Hunde. Sie gelten als treue Begleiter und aktive Spielkameraden. Was viele nicht wissen: Auch im Alltag einer Klinik können sie eine bedeutende Rolle spielen.

Zum Beispiel an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen. Hier nämlich bildet Physiotherapeutin Nadine Jänisch derzeit ihre Welpen-Hundedame Lenny aus. Damit diese im Rahmen der sogenannten Tiergestützten Therapie in Zukunft Patient:innen beim Genesungsprozess unterstützen kann. Aber was kann ein Hund besser als ein Mensch?

„Viele unserer Patient:innen fühlen sich von Menschen allgemein unverstanden. Und einige haben über die Jahre auch das Vertrauen verloren, dass es jemanden gibt, der ihnen zuhören will und helfen kann“, sagt Nadine Jänisch. Ein Hund könne in derartigen Situationen als „Eisbrecher“ fungieren. Einem Tier wie Lenny gelinge es glaubhaft, völlig unvoreingenommen auf Menschen zuzugehen und sie Wärme und Zuneigung spüren zu lassen, sagt die Expertin.

Lenny ist nicht nur Cockapoo (eine Mischung aus Cockerspaniel und Pudel), sondern auch noch Therapiehund. (Bild: privat)

Menschen, die in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie behandelt werden, leiden oft an chronischen Schmerzen beim Bewegen, aber auch an psychischen Leiden wie Depressionen und Angststörungen. All das sind bekanntermaßen oftmals Gründe für Menschen, sich sozial zurückzuziehen, wobei Corona die Lage noch verschlimmert hat. „Das besondere Bedürfnis nach Nähe dieser Menschen können Hunde wie Lenny da sehr gut befriedigen“, sagt Nadine Jänisch: „Endlich einmal wieder jemanden anfassen zu können, tut vielen Patient:innen sehr gut.“

Während Psycholog:innen sich in der Klinik um die seelischen Leiden kümmern, ist das Fachgebiet von Nadine Jänisch die Physiotherapie, die sich damit beschäftigt, Menschen dabei zu helfen, sich wieder möglichst natürlich zu bewegen.

Dass Tiere wie Lenny bei dieser Mission hilfreich sein können, belegen diverse Studien. Einige haben herausgefunden, dass schon das Berühren von Tieren unter anderem eine positive Entwicklung auf Kreislauf und Blutdruck haben kann und auch eine Rolle beim Abbau von Ängsten spielen dürfte.

In Gruppen von maximal 12 Personen wird Lenny dieser Tage sukzessive in den Klinikalltag integriert und hat ersten Kontakt mit fremden Menschen. Noch ist die junge Hundedame das, was Nadine Jänisch eine „stille Beobachterin“ nennt, eine Art „Azubi“ also. Bis sie ihre Ausbildung in den Disziplinen „Nasenarbeit“, „Bewegungsarbeit“ und „Körperarbeit“ erfolgreich abgeschlossen hat, wird es noch um die zwei Jahre Hundeschule erfordern. So ähnlich also wie bei den Menschen. Dann soll sie aktiv eingesetzt werden im Rahmen von Yoga und Entspannungsverfahren, für die Nadine Jänisch Expertin ist.

Die Klinik in Gießen ist für die Welpendame schon jetzt ein zweites Zuhause geworden. Dazu gehört natürlich auch, dass sie hier private Ruhebereiche hat, wo sie beim Chillen wirklich allein sein kann.

Am Ende der Ausbildung wird es Lenny in Fleisch und Blut übergegangen sein, wie sie sich im Rahmen der Tiergestützten Therapie genau verhalten muss, um ihre Chefin Nadine Jänisch optimal bei ihrer anspruchsvollen Arbeit zu unterstützen. Sie befindet sich dann im sogenannten „fließenden Einsatz“.

Ihre Expertin für Tiergestützte Therapie:
Nadine Jänisch
Physiotherapeutin an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg am Standort Gießen