Die Pflege ist das Herzstück der Klinik. Auch wenn der Pflegeberuf oft herausfordernd ist und großen Einsatz erfordert, so ist er doch vielseitig, spannend und erfüllend zugleich. Und er ist ein Beruf mit Zukunft.
Die Pflegeschulen berichten über eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren stärkere Nachfrage und größere Anzahl von Bewerber:innen. Einer der Gründe kann die neue, sogenannte generalistische Pflegeausbildung sein. Diese ist europaweit vergleichbar und anerkannt. Mit ihr wurde die Ausbildung von Pflegekräften im Gesundheitsbereich vereinheitlicht. An der Pflegeschule am Gesundheits-Campus Klinikum Frankfurt (Oder) profitieren die Auszubildenden davon, dass gleich nebenan ein großes Klinikum mit unterschiedlichen Fachabteilungen steht, in dessen vielseitigen Arbeitsalltag die jungen Menschen von Beginn an gezielt integriert werden.
120 Auszubildende gibt es hier, 40 von ihnen absolvieren seit 2020 diese neu strukturierte Ausbildung. Wer nach drei Jahren die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, darf sich Pflegefachmann/-frau nennen und hat sehr gute Übernahmechancen.
Im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog stellt Kursleiterin Susann Wulf, studierte Berufspädagogin Pflege, die Bildungseinrichtung vor. Mitgebracht zum Gespräch hat sie Laura Pingel (21) und Robbie Krüger (17), die sich im Moment im ersten Ausbildungsjahr befinden und erzählen, wie es denn so ist an der Pflegeschule.
Frau Wulf, was konkret kann man sich unter der neuen „generalistischen Pflegeausbildung“ vorstellen?
Susann Wulf: Die generalistische Pflegeausbildung mit der Berufsbezeichnung Pflegefachmann/-frau ist, wie die Vorgänger-Ausbildung, eine dreijährige Ausbildung. Sie ist allerdings ganzheitlich angelegt und kombiniert die Gesundheitskrankenpflege, Gesundheitskinderkrankenpflege und Altenpflege. Das heißt auch, dass Leute, die bei uns seit dem vergangenen Jahr diese generalistische Ausbildung machen, am Ende für wirklich alle dieser Bereiche qualifiziert sind. Es geht also um ambulante Pflege, Altenpflege und stationäre Akutpflege.
Das heißt, es findet keine Spezialisierung mehr statt, wie das zuvor der Fall war?
Susann Wulf: Gesetzlich ist durchaus vorgesehen, dass die Auszubildenden nach zwei von drei Jahren eine Wahlmöglichkeit haben, auf welches Feld sie sich spezialisieren möchten – also entweder Altenpflege oder Kinderkrankenpflege. Das bedeutet für sie allerdings eine Einschränkung, weil sie später nur in ebendem Bereich arbeiten dürfen, auf den sie sich zuvor spezialisiert haben. Zudem wird ein spezialisierter Abschluss nicht EU-weit anerkannt. Die Ausbildung zum Pflegefachmann bzw. zur Pflegefachfrau hingegen, die wir anbieten, genießt eine EU-weite Anerkennung. Weil wir unsere Schüler:innen bestmöglich auf ihren Beruf vorbereiten und Einschränkungen vermeiden möchten, bieten wir als Pflegeschule diese Wahlmöglichkeit ganz bewusst nicht an. Zudem sehen wir in der besonderen Spezialisierung unserer Auszubildenden auch keine Zukunft. Besser ist, sie sind fachlich breit aufgestellt.
Wie viele Auszubildende absolvieren derzeit schon diese Ausbildung?
Susann Wulf: Wir sind im vergangenen Jahr mit 40 Schülern, verteilt auf zwei Klassen gestartet.
Was, würden Sie sagen, ist das Besondere an Ihrer Pflegeschule? Warum sollten Interessierte bei Ihnen anklopfen?
Susann Wulf: Ein Alleinstellungsmerkmal, auf das wir als Schule sehr stolz sind, ist die Anbindung an den Gesundheitscampus Klinikum Frankfurt (Oder). Wir sind hier nur drei Gehminuten davon entfernt. Das ermöglicht uns eine hervorragende Theorie-Praxis-Kooperation.
Ist für Sie als Auszubildende praktisch, Frau Pingel?
Laura Pingel: Ja, einfach weil man nicht quer durch die halbe Stadt fahren muss, um ein Problem zu lösen oder etwas zu besprechen.
Wie sind Sie auf diese Pflegeschule aufmerksam geworden?
Laura Pingel: Ich war vorher in Hessen. Da habe ich quasi in die „alte“ Ausbildung, also die nicht generalistische, hineingeschnuppert. Aus familiären Gründen bin ich aber zurück in die Heimat nach Brandenburg gezogen. Die Klinik in Frankfurt (Oder) kannte ich bereits, weil ich hier auch schon mein Praktikum und mein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert hatte und es mir dort gut gefiel.
Und wie war es bei Ihnen, Herr Krüger?
Robbie Krüger: Ich bin gleich nach der Schule hierhergekommen. Und auch ich war vorher hier als Praktikant. Mir gefällt das Miteinander und die besondere Atmosphäre, die ich schon gespürt habe, als mein Opa am Klinikum in Behandlung war. Außerdem absolvieren auch ein paar meiner Freunde hier ihre Ausbildung. Die sind schon im dritten Lehrjahr.
Wie kann man sich die Ausbildung denn grob vorstellen?
Laura Pingel: Wir fangen mit Theorie an, um den Klinikalltag besser verstehen zu können. Da geht es unter anderem um Körperpflege von Patienten. Danach sind wir zehn Wochen in den Praxisalltag des Klinikums eingebunden, zum Beispiel in der Strahlenheilkunde. Anschließend werden wir im Pflegeheim, aber auch weiter im Klinikum eingesetzt. Es geht schließlich darum, dass wir eine gewisse Anzahl an Stunden in verschiedenen Fachbereichen absolvieren und einen möglichst breitgefächerten Einblick zu bekommen.
Robbie Krüger: Ich finde schön, dass man dabei viele Menschen kennenlernt und bei den Patient:innen den Genesungsprozess mitverfolgen und auch selbst unterstützen kann. Das gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu machen.
Wie ist die Bewerbung abgelaufen?
Robbie Krüger: Ich habe meine Bewerbungsunterlagen an die Klinik geschickt und bin dann zu einem persönlichen Gespräch eingeladen worden. Ich fand das recht einfach.
Kann man bei Ihnen an der Pflegeschule, vor der Bewerbung auch „schnuppern“ kommen?
Susann Wulf: Na klar, wir empfehlen sogar ein Schnupperpraktikum. Es ist uns wichtig, dass sich Bewerber:innen vor der Ausbildung in einem stationären Pflegebereich orientiert haben. Das ist schon deshalb sinnvoll, damit sie eine ungefähre Ahnung davon haben, was sie erwartet und was Pflege im Alltag wirklich bedeutet.
Lassen Sie uns ans Ende der Ausbildung springen, die Prüfungen sind bestanden. Jetzt kann´s so richtig im Job losgehen. Wie viele frischgebackene Pflegefachkräfte können Sie übernehmen?
Susann Wulf: Das steigert sich tatsächlich kontinuierlich. Die Auszubildenden des dritten Ausbildungsjahres gehen jetzt im Sommer ins Prüfungsquartal. Sie haben alle schon jetzt ihre unterschriebenen Arbeitsverträge in der Tasche. Überhaupt sind wir natürlich daran interessiert, für unsere Schüler die Ausbildung und den Beruf attraktiv zu machen. Dazu gehört, dass wir unsere Auszubildenden mit iPads ausstatten, damit die Kommunikation untereinander besser funktioniert.
Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Zukunft in den nächsten Jahren vor?
Laura Pingel (lacht): Ich wünsche mir dann weiterhin hier im Klinikum sein. Am besten im OP. Also wenn alles klappt.
Robbie Krüger: Ich auch. Erst mal muss ich natürlich die Ausbildung fertig machen. Aber auch danach will ich mich weiterbilden. Da gibt es ja viele Möglichkeiten, zum Beispiel Stationsleiter oder Mentor.
Und wie sieht Ihr Arbeitsalltag im Moment aus?
Laura Pingel: Wir sind aktuell im Pflegeheim. Vor sechs Uhr am Morgen findet die sogenannte Übergabe mit dem Nachtteam statt. Zwischen 6:30 Uhr und ca. 8 Uhr kümmern wir uns dann um die pflegebedürftigen Patienten. Dann teilen wir Frühstück aus. Zwischendrin kann es sein, dass neue Patient:innen aufgenommen werden. Auch bringen wir einige von ihnen zu Untersuchungen. Und am Mittag fragen wir auf einem Rundgang dann noch mal alle, ob sie noch etwas brauchen. Gegen 13:30 Uhr übergeben wir dann an den Spätdienst. Und gegen 14:30 Uhr haben wir dann Feierabend.
Man muss also früh aufstehen können…
Laura Pingel: Ja, stimmt, aber man gewöhnt sich dran. Und Abwechslung bringt es auch, wenn man zum Beispiel vom Früh- in den Spätdienst wechselt. Außerdem sind uns die Patient:innen sehr dankbar für das, was wir tun. Das merkt man jeden Tag, und das tut natürlich gut.
Auszubildende der generalistischen Pflegeausbildung am Gesundheits-Campus Klinikum Frankfurt (Oder)