Ein Kind auf die Welt zu bringen, ist ein physischer und ein psychischer Kraftakt. Kaum jemand kann das besser beurteilen als diejenigen Expertinnen und Experten, die werdende Mütter tagtäglich begleiten.
Privatdozentin Dr. Christiane Richter-Ehrenstein, selbst Mama, und von Beruf Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Gesundheits-Campus Klinikum Frankfurt (Oder) ist eine von ihnen. Rund 800 Geburten finden hier pro Jahr statt. Zentraler Baustein ihrer Klinik ist das sogenannte Perinatalzentrum der Stufe 1, eine hochspezialisierte Einrichtung, die für alle Eventualitäten vor, während und nach der Geburt optimal aufgestellt ist.
Die Expertin weiß aus Erfahrung, dass Frauen in der Schwangerschaft oftmals sehr anfällig für Verunsicherungen und Ängste sind. Schon deswegen ist es ihr und ihrem Team ein Anliegen, diesen Gefühlen angemessen zu begegnen. Daneben gibt es hochqualifizierte medizinische Hilfe, damit Mutter und Kind vor, während und nach der Geburt gesund sind – und bleiben.
Im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog spricht sie über die Besonderheiten eines Perinatalzentrums, die angeschlossene Frauenklinik, und das Feedback ihrer Patientinnen.
Frau Dr. Richter-Ehrenstein: Wo kommen die Frauen her, die sich bei Ihnen vorstellen?
Unsere Entbindungsstation versorgt in erster Linie Frauen aus der Region, die schwanger sind und ihr Baby bei uns bekommen möchten. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Person gesund, angeschlagen oder krank ist. Immer wieder gibt es auch Fälle, in denen das ungeborene Kind Anzeichen einer Krankheit aufweist oder sich eine Frühgeburt abzeichnet, die oft mit Komplikationen einhergeht. In solchen Fällen ist eine hohe Spezialisierung des Krankenhauses erforderlich. Eine solche bieten wir hier mit dem Perinatalzentrum der Stufe 1 seit Jahrzehnten an. Die gleichbleibend hohe Qualität der Versorgung ist unser Anspruch, und die müssen wir auch regelmäßig anhand von Daten nachweisen.
Was macht diese Maximalversorgung aus, die ein solches Perinatalzentrum bietet?
Gute Versorgung bedeutet zum Beispiel, dass strenge Anforderungen an das Personal und auch dessen Anwesenheit gestellt werden. Es muss also zum Beispiel immer eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt bereit sein, der für die Kinder-Intensivversorgung zuständig ist. Und ein Facharzt für Geburtshilfe schläft im Haus, ist also auch rund um die Uhr greifbar. Denn Geburtshilfe ist auch immer ein Fach der Notfallmedizin. Zudem haben wir im Team einen spezialisierten Perinatalmediziner, Fachpersonal für Anästhesie, und mindestens zwei Hebammen. Alle sind innerhalb einer Minute komplett einsatzbereit und müssen im Notfall sofort die richtigen Entscheidungen fällen. Bei Bedarf stehen weitere Spezialistinnen und Spezialisten anderer Kliniken des Gesundheits-Campus Frankfurt (Oder) zur Verfügung, zum Beispiel Kinderchirurgen, Kinderkardiologinnen und Augen- und HNO-Spezialisten. Eine derartige 24-Stunden-Präsenz solcher Expertinnen und Experten ist in vielen Krankenhäusern heute nicht mehr gegeben, bei uns aber schon. Eben weil wir ein spezialisiertes Zentrum sind. Auch deswegen entscheiden sich viele unserer Patientinnen ganz bewusst für diese von uns gebotene Maximalversorgung.
Das Konzept stellt vermutlich auch Anforderungen an Ihre Räumlichkeiten…
Neben dem genannten Personal haben wir auch speziell ausgestattete Räume, die gesetzliche Vorgaben erfüllen müssen. Also zum Beispiel einen Kreißsaal mit vier Geburtssälen, zu denen auch ein paar „Extras“ gehören, wie zum Beispiel eine sogenannte Entspannungswanne. Daneben gibt es die neonatologische Intensivstation mit sechs Beatmungsplätzen und sechs Intensiv-Überwachungsbetten. Schon in der Schwangerschaft bieten wir das komplette Spektrum der Ultraschalldiagnostik, also zum Beispiel Ersttrimester-Screening, Feindiagnostik, Doppler-Ultraschall und invasive Diagnostik. Besonderheiten während der Geburt, wie vaginale Beckenendlagen-Geburten und Mehrlingsgeburten gehören zum Angebot bei einem unauffälligen Schwangerschaftsverlauf.
Welche Relevanz hat es, dass ihr Perinatalzentrum an die Frauenklinik „angedockt“ ist?
Wenn die Geburtshilfe Teil einer größeren Frauenklinik ist, die auch kinderchirurgische Versorgung leistet, können größere operative Eingriffe bei der Mutter, oder auch bei einem Neugeborenen mit Fehlbildungen, sofort erfolgen. Das ist von großem Vorteil.
Wann suchen werdende Mütter denn in der Regel den ersten Kontakt mit Ihnen als Klinik?
Die meisten entscheiden sich ab der zwanzigsten Schwangerschaftswoche zu uns zu kommen. Das ist in der Regel die Zeit, zu der sich die Babys im Bauch beginnen zu bewegen und die Frauen sich wirklich schwanger fühlen. In den meisten Fällen führen sie dann zunächst einmal ein Gespräch mit einer Hebamme und entwerfen gemeinsam mit unserem Team einen „Fahrplan“ für die Geburt. Wichtig ist mir zu erwähnen, dass natürlich nicht nur gesunde werdende Mütter zu uns kommen. Es gibt auch Personen, die zum Beispiel eine Nierentransplantation oder eine Totgeburt hinter sich haben. Oder solche, die Angst vor einer negativen Auswirkung ihrer Diabetes-Erkrankung auf ihr Kind haben. Wir versuchen dann, alle offenen Fragen zu klären und natürlich jeden ganz individuell zu beraten.
Wie „sicher“ ist denn eine Geburt im 21. Jahrhundert grundsätzlich?
Wir tun hier alles, damit jedes Kind gut auf die Erde kommt. Für uns, aber auch für ganz Deutschland kann ich sagen: Das schafft unsere Disziplin mittlerweile in einem wirklich hervorragenden Maße. Dank der Leistung von hervorragenden Hebammen, Ärztinnen und Ärzten. Ich kann mit ein bisschen Stolz auch sagen, dass die Zufriedenheit unserer Patientinnen hier vor Ort sehr hoch ist. Und wir als Team wollen ihnen weiterhin das Gefühl geben, dass sie nicht nur als Patientinnen, sondern auch als Menschen gesehen werden.
Ihre Expertin für Geburtshilfe:
Privatdozentin Dr. Christiane Richter-Ehrenstein
Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Gesundheits-Campus Klinikum Frankfurt (Oder).