Gesund und ausgewogen zu essen, ist nicht immer einfach. Das weiß jeder. Auch im Alter kann es zur Herausforderung werden, hier am Ball zu bleiben und dafür zu sorgen, dass der eigene Körper genug von den wichtigen Nährstoffen zur Verfügung hat.
Helfen kann dann die Expertin fürs Thema „Ernährung im Alter“: Anja Dehl. Nach Jahren im Krankenhausdienst leitet sie mittlerweile ihre eigene Praxis für Ernährungstherapie, die an das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) des Gesundheits-Campus Klinikum Frankfurt (Oder) angegliedert ist. Eine enge Zusammenarbeit besteht zudem mit der eigenständigen Medizinischen Klinik IV für Angiologie und Diabetologie von Chefarzt PD Dr. Kilian Rittig.
Die Menschen, die sich von Anja Dehl in Sachen Ernährung coachen lassen, kommen manchmal aus dem MVZ, andere erhalten die Empfehlung von niedergelassenen Ärzten. Und auch nach einem Klinikaufenthalt empfehlen viele Ärzt:innen älteren Menschen ein Ernährungscoaching. Und das kann nicht nur lehrreich, sondern durchaus auch unterhaltsam sein: Denn wer mit Anja Dehl spricht, merkt gleich: Sie arbeitet gerne mit Menschen, und das Thema Ernährung ist ihr eine Herzensangelegenheit.
Uns vom RHÖN-Gesundheitsblog hat sie im Gespräch zum Beispiel gesagt, dass ältere Menschen, die sie berät, denselben Nährstoffbedarf haben wie Erwachsene im mittleren Alter. „Das mag vielleicht überraschen, aber es ist ein Fakt“, sagt sie. Problem sei, dass viele unter ihnen sich sehr selektiv ernähren, was dann schnell zu einem Nährstoffmangel führen könne.
Krankheiten beeinträchtigen Essgewohnheiten
„Oftmals sind es auch Krankheiten, die die eigenen Essgewohnheiten notgedrungen einschränken“, sagt Anja Dehl, und nennt unter anderem Diabetes, Arthrose, Herzinsuffizienz und andere sogenannte Begleiterkrankungen, die beachtet werden wollen.
Oftmals machen auch diverse Medikamente Probleme. Manche zum Beispiel wirken auf den Speichelfluss und stören den Geschmacks- oder den Geruchssinn. Andere Menschen wiederum leiden an psychischen Problemen, vielleicht weil die Ehepartnerin oder der Ehepartner gestorben ist. Die Folge: Sie essen oft tagelang dasselbe, was oftmals eine Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen bedeutet. Wieder andere leiden an Appetitlosigkeit, oftmals durch Medikamente verursacht.
Ihre Aufgabe sieht die Ernährungstherapeutin also grundsätzlich darin, individuell auf die oft sehr unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Patient:innen einzugehen. Sie sieht sich als treue Begleiterin hin zu einem gesunden Lebenswandel, der Spaß macht und im Idealfall auch den Alltag ein wenig strukturiert.
Wie also ernährt man sich dauerhaft gesund? „Am aller wichtigsten sind Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße“, sagt Anja Dehl. „Deswegen schaue ich mir zunächst einmal an, ob die Menschen, die zu mir kommen, es schaffen, ihren individuellen Eiweißbedarf zu decken. Was im Alter oftmals nicht mehr zutrifft. Von diesem hängt es letztendlich auch ab, ob es den Menschen dauerhaft gelingt, die Muskelkraft aufrecht zu erhalten.“
Häufiges Problem: Vitamin-D-Mangel
Auch hier gibt es natürlich oftmals eine Reihe von Faktoren, die man als Ernährungscoach im Blick haben muss: Zum Beispiel dürfen Menschen mit Nierenproblemen nur eine limitierte Menge an Eiweiß zu sich nehmen, wie Anja Dehl anmerkt. Ebenso wichtig für eine ausgewogene Ernährung ist Vitamin D. Hier muss man wissen, dass die sogenannte Eigensynthese ab dem 70. Lebensjahr rapide abnimmt. Zudem zählt Deutschland zu den Vitamin-D-Mangelgebieten, erklärt Anja Dehl. In den Griff bekommen sie und ihre Coaching-Schülerinnen und -Schüler diesen Mangel unter anderem anhand von Eigelb, Heringen, Makrelen, Pilzen, oder auch mit Margarine, die mit Vitamin D angereichert ist.
Das ähnlich wichtige Vitamin B12 sollte nicht oral als Tablette eingenommen, sondern lieber gespritzt werden, rät die Expertin. Die ausreichende Versorgung sei wichtig für die Nervenübertragung. Zudem kann Vitamin-B12-Mangel die Entstehung von Demenz und Depressionen fördern. Gut zu wissen: Enthalten ist der wichtige Nährstoff unter anderem in rotem Fleisch, also Rind und Schwein, aber auch in Sauerkraut, Fisch, Käse, Eiern und Milch.
Und dann wäre da noch die Folsäure, die vor allem in grünem Gemüse steckt. „Das essen viele Menschen zum Glück sehr gerne“, weiß Anja Dehl aus Erfahrung. Als kulinarische Empfehlung verweist sie aber auch auf Folsäure enthaltende Weizenkeime, die man sehr gut in Joghurt oder Quark einrühren könne.
„Anstupser“ vom Ernährungscoach
Aber wie läuft so eine Ernährungsberatung bei Anja Dehl eigentlich grundsätzlich ab? Zunächst werden die Patient:innen gebeten, ihre Blutwerte bei ihrem Hausarzt bestimmen zu lassen. Aus den Ergebnissen leitet die Ernährungsberaterin dann ihren konkreten Auftrag ab: „Ziel ist es, die Menschen dazu anzuleiten, möglichst allein anhand einer weitverzweigten Lebensmittelauswahl ihren Bedarf an Nährstoffen bestmöglich zu decken“, lautet das Mission Statement des Ernährungs-Coachings.
„Was die Motivation angeht, muss ich manchmal den entscheidenden Anstupser geben“, sagt Anja Dehl und lacht. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass sie mit den Menschen zum Einkaufen geht, was ein Erlebnis sein kann. „Super ist, wenn die ganze Familie mit dabei ist, also zum Beispiel Tochter, Sohn oder Ehepartner“, sagt die Ernährungsberaterin.
Wichtig ist zudem einen halbwegs strukturierten Alltag älterer Menschen, mit festen Zeitpunkten, an denen gegessen wird. Zwei oder drei regelmäßige Mahlzeiten tun Menschen gut, gerade auch denjenigen, die unter Antriebslosigkeit leiden. Empfehlungen der Ernährungsberaterin werden meist dankend angenommen, auch wenn der ein oder andere manchmal in alte Verhaltensmuster zurückfallen würde, wie Anja Dehl erzählt. Das kennen aber natürlich alle. In den meisten Fällen helfen dann weitere Anläufe, und irgendwann sei der Erfolg dann sichtbar.
Grundsätzlich kann Anja Dehl auch empfehlen, zum Essen bewusst nach draußen zu gehen: „Einige meiner Patient:innen gehen zum Beispiel in die Mensa einer Uni. Solch ein fixer Termin zum Essen ist dann immer wieder aufs Neue ein willkommener Grund, mal raus an die frische Luft zu gehen!“
Wer zum Coaching kommt, hat in der Regel fünf bis sechs Beratungseinheiten, die Kosten übernimmt zum großen Teil die Krankenkasse. „Auch wenn die Beratung dann vorbei ist, kommen viele immer wieder hierher“, erzählt die Expertin.
Neben der ausgewogenen Ernährung verweist sie dann noch auf die besondere Bedeutung von Bewegung, gerade auch im Alter: „Drei Mal leichter Sport pro Woche kann Wunder bewirken“, sagt sie. Wichtig seien das Stecken von machbaren, aber eben auch herausfordernden Zielen. Eines könnte die Gewichtsabnahme sein. „Das Ganze dann Schritt für Schritt angehen“, sagt Anja Dehl, „und nicht zu schnell!“
Ihre Expertin für eine gesunde Ernährung:
Anja Dehl
Diplom-Ökotrophologin (FH), Ernährungsberaterin (DGE), Diabetesassistentin (DDG), Leiterin der Praxis für Ernährungstherapie, angegliedert an das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) des Gesundheits-Campus Klinikum Frankfurt (Oder)