Herzschwäche – Gut zu behandeln

Herzschwäche – Gut zu behandeln

Von Herzschwäche oder Herzinsuffizienz sprechen Experten, wenn das Herz nicht mehr genug Blut in den Körper pumpt, um alle Organe ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Darunter leiden dann vor allem Gehirn und Muskeln. In den Lungengefäßen und anderen Venen dagegen staut sich das Blut, aus den Gefäßen wird Flüssigkeit in die Lungen und in das Gewebe in Beinen und Bauch gepresst.

Bemerkbar macht sich ein geschwächtes Herz oft durch Leistungsabfall, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder Luftnot bei Anstrengungen. Auch geschwollene Knöchel, nächtlicher Harndrang oder Herzrhythmusstörungen können darauf hindeuten.

Hauptursachen sind Durchblutungsstörungen durch verengte Herzkranzgefäße, hoher Blutdruck und Herzklappenfehler. Leidet jemand an derartigen Krankheitsbildern, muss das allerdings noch lange nicht heißen, dass er nicht 100 Jahre alt werden kann, sagt PD Dr. Alexander Wutzler, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Klinikum Frankfurt (Oder).

Gerade dann, wenn die Therapie erfolgreich verläuft, ist ein so hohes Alter sogar gut möglich, sagt der Experte. Leidet man allerdings an der Folgeerkrankung Herzschwäche, verhält das anders: „Wenn man diese nicht oder nur schlecht behandelt, hat sie eine Prognose ähnlich einer Krebserkrankung oder sogar deutlich darunter. Eine Herzschwäche ist also per se immer eine schlimme Erkrankung.“

Fakt ist aber auch: Je früher die verminderte Leistung des Organs entdeckt und behandelt wird, desto besser und länger können Patienten mit ihr leben. Im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog erklärt PD Dr. Alexander Wutzler, wie es zu einer Herzschwäche kommt, ob sie heilbar ist – und ob man ihr anhand von Vorsorge sinnvoll entgegenwirken kann.

Herr Dr. Wutzler, ist Herzschwäche eigentlich nur ein Problem älterer Menschen?

Nein, eine Herzschwäche hängt nicht mit dem Alter zusammen. Und es ist auch nicht ausgemacht, dass man im Alter an dieser Krankheit leidet. Es gibt sehr viele alte Menschen, die keine Herzschwäche haben. Eine Herzschwäche bekommt man, wenn das Herz irgendeinen Schaden erleidet. Wir reden hier von einer Funktionseinschränkung vor allem der Pumpleistung des Herzens.

Woher kommen die Probleme?

Meistens durch einen Herzinfarkt, aber auch durch Bluthochdruck, eine Herzmuskelentzündung oder Herzklappenfehler. All diese Dinge können schnell oder aber im Verlauf von Jahren zu einer Herzschwäche führen.
Das Herz hat die Aufgabe, Blut zu pumpen. Und wenn es das nicht mehr so kräftig kann, wie es das sollte, leidet man an einer Herzschwäche.

Ist die Krankheit auf eigenes Verschulden zurückzuführen, oder kann sie auch angeboren sein?

Angeboren ist sie nur selten. Meist ist sie die Folge von Herzinfarkt, koronarer Herzerkrankung als Vorstufe zum Herzinfarkt, oder langjährigem Bluthochdruck. Durch einen gesunden Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung kann man das Risiko senken, derartige Krankheiten, die oftmals im Alter zu einer Herzschwäche führen, überhaupt erst zu bekommen.

Also nicht zu viel Fettiges essen?

Unter anderem. Schon deswegen, weil Herzinfarkt und koronare Herzerkrankung schlicht darauf zurückzuführen sind, dass sich Cholesterin- und Kalkablagerungen in den Herzkranzgefäßen bilden. Und das geschieht eben häufig dann, wenn Menschen sehr fetthaltige Nahrung zu sich nehmen und wenn sie rauchen.

Ist eine Herzschwäche prinzipiell heilbar?

Nein, aber wir können Sie gut behandeln. Zunächst einmal ist es sehr wichtig, dass der Patient seinen Lebensstil verändert. Unabdingbar ist, dass er aufhört zu rauchen. Guttun kann zudem moderater, also nicht übertriebener Sport. Bei einer Herzschwäche behandeln wir zudem sehr schnell mit Medikamenten.

Gibt es unterschiedliche Arten der Behandlung?

Man kann in drei Schweregrade gliedern: Häufig verläuft die Behandlung rein medikamentös. In anderen Fällen ist sie komplexer, hier geht es dann um die Implantation von speziellen Herzschrittmachern, die die Aufgabe haben, das Herz hinsichtlich seiner Pumpleistung zu unterstützen. Versucht wird hier also, die Schwäche des Herzens auszugleichen. Die dritte Stufe, die allerdings nur sehr selten zur Anwendung kommt, ist ein operativ eingepflanztes Herzunterstützungssystem .

Was passiert da?

Hier wird ein Teil des Bluts aus dem Herz durch eine Maschine geleitet, ein sogenanntes Kunstherz. Eine weitere Option ist die Herztransplantation, für die allerdings nur wenige Patienten geeignet sind.

Wie oft ist eine derart komplexe Behandlung denn notwendig?

Beides ist selten, weil wir häufig die Patienten vorher so gut behandeln können, dass sie gar nicht erst so krank werden, dass ihnen nur noch so ein Kunstherz hilft.

Wichtig scheint ja zu sein, eine Herzschwäche möglichst frühzeitig zu erkennen. Woran merke ich, dass ich an ihr leide?

Fast alle Patienten merken es an einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit. Die Pumpe pumpt nicht mehr ordentlich, und deswegen kann ich nicht mehr so leicht Treppensteigen oder Joggen. In vielen Fällen ist es auch so, dass der Patient an Atemnot leidet. Und das auch bei Dingen, die eigentlich keine große Belastung sein sollten, wie zum Beispiel Spazierengehen.

Was ist der Grund dafür?

Ursache ist, dass sich Wasser in der Lunge ansammelt, eben weil das Herz das Blut nicht mehr vernünftig weitertransportiert. Die Flüssigkeit muss dann irgendwohin, und staut sich dann eben häufig in der Lunge und macht das Atmen schwerer. Die beiden klassischen Symptome sind also allgemeine Leistungsschwäche und Luftnot.
In schweren Fällen kommen zum Beispiel noch dicke Beine dazu, die durch Wasseransammlung entstehen. Übrigens kann auch häufiges Wasserlassen, vor allem nachts, ein Anzeichen für eine Herzschwäche sein.

Könnten Sie das genauer erklären?

Weil das Blut nicht mehr schnell genug transportiert und kräftig genug gepumpt wird, sammelt sich Wasser im Körper. Dieses Wasser versucht der Körper durch die Niere auszuscheiden, was zum häufigen Wasserlassen führt. Betroffenen Patienten raten wir häufig, die Flüssigkeitsmenge pro Tag auf anderthalb Liter zu beschränken, um den Körper nicht mit Flüssigkeit zu überschwemmen. Außerdem sollte er den Salzkonsum herunterfahren und mit dem Rauchen aufhören.

Öfter hört man auch, dass betroffene Patienten sich in Eigenregie täglich wiegen sollen. Was steckt da dahinter?

Genau. Hier geht es um Patienten, bei denen schone eine Herzschwäche diagnostiziert worden ist. Anhand von Gewichtsveränderungen lässt sich feststellen, ob die Flüssigkeitsmenge im Körper wieder beginnt sich zu erhöhen. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass das Herz noch schwächer geworden ist. Manchmal sind es aber auch die Nieren, die nicht mehr gut arbeiten, einfach weil diese im Verlauf der Erkrankung auch in Mitleidenschaft gezogen werden. All das sind wertvolle Erkenntnisse für den behandelnden Arzt.

An wen sollte ich mich grundsätzlich wenden, wenn ich Angst habe, an einer Herzschwäche zu leiden?

Der Hausarzt ist normalerweise der erste Ansprechpartner.

Zum Schluss noch: Kann man einer Herzschwäche eigentlich gezielt vorbeugen, also zum Beispiel durch Sport?

Nein. Es gibt tatsächlich nichts, was der Gesunde tun kann, um für die Zukunft auszuschließen, dass er irgendwann im Leben an einer Herzschwäche leidet. Was man durch eine gesunde Lebensweise erreichen kann, ist natürlich, dass man mögliche Vorläufer einer Herzschwäche, also eben Diabetes, Bluthochdruck oder koronare Herzerkrankung, verhindert.

 

Ihr Experte bei Herzschwäche

 

 

 

 

 

 

 

PD Dr. med. Alexander Wutzler

Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Klinikum Frankfurt (Oder)